Home Deutscher Alpenverein Sektion Eggenfelden DAV

Im Leben, im Leben - da ist nicht alles eben

Unter diesem Motto befuhren wir vom 10. bis 14. Juni 2000 den
370 Kilometer langen

Ennstal-Radweg

Gleich vorweg.
Alle nennenswerten Steigungen waren in unserem Prospekt fast metergenau beschrieben. Die nicht nennenswerten allerdings nicht. Doch diese summierten sich nennenswert. Kein Wunder, dass alle Teilnehmer auf dieser wunderschönen Radreise durch das Ennstal ganz gehörig ins Schwitzen kamen. Ihren Teil dazu leistete auch die Sonne, die fünf Tage lang ohne Unterbrechung vom Himmel brannte und Temperaturen von über 30 Grad bescherte. Aber beim Radfahren bringt ja der Fahrtwind entsprechende Kühlung.
Die ersten und einzigen langen Gesichter gab es bei der Anreise. Die Tauernautobahn ist nun einmal am Pfingstsamstag ein heißes Eisen. So kamen wir mit 1 ½ Stunden Verspätung an unserem Ausgangspunkt, der Gasthofalm, wunderschön am Ennsursprung gelegen, an. Doch gleich war der Reisestress vergessen und machte der ersten Begeisterung Platz, denn es ging gleich 12 Kilometer bergab. Nun zogen die vielen Pfingsturlauber, die auf der Autobahn staubedingt neben den Fahrzeugen standen, lange Gesichter. In herrlicher Fahrt ging es immer links und rechts der noch jungen Enns in Richtung Schladming.
Bereits nach der Mittagspause hatten wir immer wieder mit kleinen Anstiegen zu kämpfen, so dass alle doch recht froh waren, als wir am Abend unser Quartier beim Grabenwirt in Irdning erreichten. Hier füllten wir unsere Getränkeakkus wieder auf, um am nächsten Tag für die erste „Bergwertung“ über den Buchauer Sattel gerüstet zu sein. Der Vormittag diente bis Admont, mit seinem schönen Stift, zum „Einrollen“. Nach dem Mittagessen ging es dann zur Sache. Während die ersten Kilometer bis Weng noch gemütlich anstiegen, folgte dann der drei Kilometer lange und 7 - 9 % steile Anstieg zum Buchauer Sattel. Wie bei großen Radrundfahrten, die wir eigentlich nur vom Fernsehen und den Radprofis kennen, kämpfte jeder für sich um den richtigen Rhythmus zu finden. Groß war die Freude und Erleichterung, als alle glücklich und zufrieden am höchsten Punkt ankamen, denn nun lockte eine 13 Kilometer lange Abfahrt, bei der Geschwindigkeiten von über 60 kmh erreicht wurden. Wie gerufen kam dann das Waldbad kurz vor St. Gallen, in dem wir im kalten Bergwasser Erfrischung fanden. Da auch die kulturelle Bildung nicht zu kurz kommen sollte, entschlossen wir uns, der Burgruine Gallenstein einen Besuch abzustatten, da diese hoch über der Enns mit einer Burgtaverne lockte. Doch oh Schreck - der Fahrweg da hinauf wies Steigungen bis zu 16% auf. Kein Wunder, dass einige den Wahlspruch "Wer sein Radl liebt, der schiebt" beherzigten. Nun war es nicht mehr weit bis nach Altenmarkt/St. Gallen, wo wir bei der "Berger Anne" ein höchst originelles Privat-Nachtquartier bezogen.
Der Abend war geprägt von düsteren Vorahnungen für die nächste Etappe, denn schließlich hatten wir erfahren, dass es im Reichraminger Hintergebirge nicht nur sehr steil bergauf geht, sondern dort auch noch Bären leben. Aber wie es sich für eine gut funktionierende Truppe gehört, war schnell durch Mehrheitsbeschluss festgelegt, wer als Bärenfutter am besten geeignet ist. Sicherheitshalber führte der Freilinger Adi einige längst verdorbene Knackwürste mit, die auch dem stärksten Bären Magenkrämpfe beschert hätten.
Dieser dritte Tag war zweifellos der Höhepunkt der ganzen Fahrt. Nach dem Warmfahren über eine rund 7 Kilometer lange leicht steigende Fahrstraße in herrlichster Umgebung legten wir in Unterlaussa eine taktische Pause ein, um für den 3 ½ Kilometer langen Steilaufstieg zur Mooshöhe gerüstet zu sein. Einige nutzten diese Gelegenheit, um sich schiebend oder langsam fahrend eine Vorsprung „herauszuschinden“. Doch schon am höchsten Punkt bei der Most- und Speckstation "Fuxjäger" war jedes taktische Geplänkel vergessen und alle freuten sich auf die 23 Kilometer lange Abfahrt durch das wilde und menschenleere Hintergebirge. Dieser Abschnitt ist nur durch eine Forststraße erschlossen, die lediglich an Wochenenden und Feiertagen von Radfahrern genutzt werden darf. Geradezu abenteuerlich waren die Tunneldurchfahrten, in denen sich vor allem die Rücklichter unserer Räder hervorragend bewährten. Vollkommen zufrieden und noch gefangen von den Eindrücken legten wir in Reichramming unsere Mittagspause ein.
Doch der Tag war noch lange nicht zu Ende.
Über hügeliges Gelände fuhren wir in Richtung Steyr, um kurz vorher noch einen kleinen Abstecher nach Christkindl einzulegen. Getreu unserem Wahlspruch: Auch die Kultur soll nicht zu kurz kommen. Dieser Abstecher hatte es allerdings in sich. Schon bei der Ortsbezeichnung "Hölle" ahnten wir Schlimmes. Denn nun ging es kilometerlang immer bergauf und die Sonne brannte unbarmherzig. Dies führte sogar soweit, dass sich einige nicht scheuten „bettlernderweise“ an fremde Haustüren zu klopfen und um Wasser zu bitten. Schließlich wurden alle mit einer Rast in einem schönen Biergarten belohnt und waren sich sicher, dass es zum Nachtquartier beim "Pöhacker" in Steyr nur noch bergab geht.
Am Abend freuten sich schon alle auf den nächsten Tag, denn dieser brachte eine Flachetappe bis nach Linz. Den frühen Morgen nutzten wir für einen kleinen Stadtrundgang und besichtigten die historische Altstadt von Steyr. Große Enttäuschung allerdings für unseren Oldie, den Greilinger Fred. Dieser wollte unbedingt das berühmte „Pummerlhaus“ besichtigen. Trotz intensiver Suche war es nicht zu finden. Erst die Nachfrage bei Einheimischen ergab, dass wir direkt davorstanden. Allerdings war es nicht zu erkennen, weil es wegen Umbauten vollkommen in Planen gehüllt war. Aber davorgestanden sind wir.
Auf der Weiterfahrt zur Ennsmündung bei Mauthausen veränderte sich die Landschaft merklich. Die Berge verschwanden und machten der weiten Donauebene Platz. Spätestens hier war allen klar, welch überwältigende Landschaft wir durchfahren hatten.
Einige Mühe machte uns das Auffinden des Treffpunktes, an dem fünf Teilnehmer die Fahrt beendeten um von unserem Alpenvereinsbus und dem Grubwinkler Herbert nach Hause gebracht zu werden. Nur durch die großzügige Genehmigung unseres Tourenleiters Fritz Hager war es uns erlaubt, ein „Handy“ mitzuführen. Dadurch gelang es uns, den Herbert an diejenige Stelle zu dirigieren, die wir irrtümlicherweise aufgesucht hatten.
Nach der Verabschiedung ging es für den Rest der Truppe weiter bis nach Ottensheim, wo im Gasthaus zur Post das letzte Nachtquartier bezogen wurde. Am Abend fühlten sich einige bemüßigt, „Schweigegeld“ in flüssiger Form zu bezahlen, damit ihre Schandtaten nicht bis nach Eggenfelden dringen.
Der fünfte Tag brachte die zufriedene, aber nun doch zusehends müde Truppe über den flachen und eher anspruchslosen Donauradweg nach Passau, wo wir als weiteres Transportmittel bis nach Eggenfelden den Zug nahmen.
Alles in allem eine herrliche Radreise, die alle neunzehn Teilnehmer sicher in bester Erinnerung behalten werden.
Unser herzlicher Dank gilt unserem Hager Fritz, der die ganze Unternehmung ruhig und „unglaublicherweise“ absolut fehlerfrei über die Bühne brachte. Selbstverständlich gilt unser Dank auch allen Teilnehmern, die ausnahmslos zur guten Stimmung beitrugen. Nicht zuletzt möchten wir uns auch bei den „Transporteuren“ Monika Durner, Hans Michalczik, Sigi Kellner, Karl Würger und Herbert Grubwinkler herzlich bedanken, die durch ihre Unterstützung die Fahrt in dieser Form erst ermöglichten.